Zuckerbrot und Peitsche – Training mit Diabetikern

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Bewegung ist gesund, auch und gerade für Diabetiker. Um betroffene Mitglieder richtig betreuen zu können, sollten Trainer allerdings wissen, was wichtig ist, wenn Zuckerkranke die Sporttasche packen.

Die Zahlen der „International Diabetes Federation“ (IDF) sind besorgniserregend: 415 Millionen Erwachsene haben weltweit Diabetes (2015) – bis zum Jahr 2040 wird diese Zahl demnach auf 642 Millionen Betroffene steigen. In Deutschland gibt es laut IDF 6,5 Millionen Diabetiker, darunter auch zahlreiche Fitnessstudiomitglieder. Gut so, denn Menschen mit Diabetes profitieren ganz besonders von der regelmäßigen Trainingseinheit. Ganz gleich, ob es sich um eine Erkrankung vom Typ 1 oder 2 handelt.

Der Hintergrund: Mangelnde Bewegung und Übergewicht sind neben einer genetischen Veranlagung entscheidende Ursachen für den verbreiteten Diabetes Typ 2, folglich ist regelmäßiger Sport ein wichtiger Bestandteil von dessen Therapie. Daher können Sie Betroffenen das Training guten Gewissens als „Zuckerbrot“ verkaufen. Denn fitte Diabetiker können ihre Blutzucker- und Blutdruckwerte verbessern und es sogar schaffen, weniger Medikamente nehmen zu müssen.

Diabetes

Wer regelmäßig trainiert, kann außerdem den überflüssigen Kilos den Kampf ansagen – ebenfalls ein richtiger Weg zu einem gesunden Leben für Diabetiker. Mehr Muskeln bedeuten einen höheren Energieumsatz – ein weiterer Pluspunkt, von dem sportelnde Typ-2-Diabetiker auch noch nach der Trainingseinheit profitieren. Und außerdem beugt regelmäßiges Training Folgeschäden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Das gilt auch für Typ-1-Diabetiker, die aber im Gegensatz zu den Typ-2ern ihre Insulinabhängigkeit grundsätzlich nicht werden ändern können. In der Praxisempfeh- lung „Diabetes, Sport und Bewegung“ der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) wird darauf hingewiesen, dass eine Kombination aus regelmäßigem Ausdauer- und Krafttraining größte Effekte auf verbesserte Blutzuckerwerte von Typ-2-Diabetikern hat. Für dauerhaft positive Therapieeffekte wird mindestens dreimal pro Woche eine muskuläre Belastung und dabei ein moderates Ausdauertraining (50 bis 60 Prozent der maximalen Herzfrequenz im aeroben Trainingsbereich) empfohlen. Ein Wechsel unterschiedlicher Intensitäten zwischen 60 bis 80 Prozent der maximalen Herzfrequenz (Wechsel aus aerober und anaerober Intensität) im Sinne eines Intervalltrainings kann demnach größere Effekte erzielen.

„Start low, go slow“

Wer als Trainer Diabetiker betreut, sollte zu Beginn abklären, ob die Betroffenen vor Trainingsstart einen Arzt konsultiert haben. Das ist unter anderem wichtig, um eventuelle Folgeerkrankungen zu erkennen, die Einschränkungen für das Training oder bestimmte Kraftanstrengungen bedeuten. Bei einer Netzhauterkrankung (Retinopathie) sollte laut der Praxisempfehlung beispielsweise ein Blutdruckanstieg über 180 bis 200/100 mmHg vermieden werden, zudem ist etwa bei bestimmten Nervenerkrankungen (Neuropathie) passendes Schuhwerk wichtig, um ein diabetisches Fußsyndrom zu verhindern.

Startet das Training schließlich, sollten Sie neben einer individuellen Anpassung an Vorerkrankungen und Risiken darauf achten, dass es gerade Typ-2er gemäßigt angehen. Denn Typ-2-Diabetiker sind häufig über 60 Jahre alt, haben vielleicht schon lange keinen Sport mehr getrieben, sind eventuell nur noch eingeschränkt mobil oder auch unmotiviert – gerade, wenn der Sport vom Arzt als Therapie „verordnet“ wurde.

In der DDG Praxisempfehlung ist daher anfangs von unter 10 Minuten Training pro Einheit die Rede, dafür sollte die Bewegung an möglichst vielen Tagen der Woche und bevorzugt mehrmals am Tag stattfinden – getreu dem Motto „Start low, go slow“. Die Belastungsdauer und -intensität sollen demnach über Wochen langsam gesteigert werden. Um die gewünschten Langzeiteffekte zu erreichen, halten die Experten 20 Minuten Training für sinnvoll – und das sechs bis sieben Mal die Woche.

Vorsicht, Unterzucker!

Neben ärztlicher Betreuung, der individuellen Anpassung des Trainings und dem passenden Tempo unterscheidet sich der Diabetiker in Sachen Unterzuckerungsrisiko von anderen Sportlern. Denn Bewegung senkt den Insulinbedarf. Insulinpflichtige Typ-1er müssen daher ihren Insulinbedarf und ihre Glukoseaufnahme über Nahrung entsprechend auf die Bewegung abstimmen, um keinen Unterzucker auf dem Crosstrainer oder mitten in der Aerobic-Stunde zu riskieren.

Auch der Blutzucker von Typ-2ern, die bei oraler Medikation eher selten zu unterzuckern drohen, kann in den Keller rutschen, vor allem bei der Medikation mit Insulin, Sulfonylharnstoffen oder Gliniden. Im Falle einer Unterzuckerung helfen schnell wirksame Kohlenhydrate wie Zucker, Cola oder Apfelsaft (keine Schokolade, die lässt den Blutzucker aufgrund des hohen Fettgehalts langsam ansteigen!). Diabetiker sollten daher immer ein entsprechendes SOS-Notfallset beim Training griffbereit haben.

Vertrauen ist gut, Kontrolle besser: Diabetiker unter Insulintherapie sollten unbedingt vor und während des Sports ihren Blutzucker kontrollieren. Speziell für Typ-1er gilt zudem: Bei einem Blutzucker über 250 mg/dl und Azeton im Urin liegt ein starker Insulinmangel vor, der erst behoben werden muss, bevor man mit dem Sport startet. Aber auch nach dem Training sollten Sie „sanft die Peitsche schwingen“, indem Sie die betreuten Diabetiker zur Blutzuckermessung animieren. Denn je nach Dauer und Intensität der Muskelarbeit können die Glukosespeicher bis zu 48 Stunden nach Ende der Muskelarbeit entleert sein – das bedeutet für Diabetiker ein entsprechend langes, erhöhtes Unterzuckerungsrisiko.

Diabetes

Welche Trainingsarten werden für Diabetiker empfohlen?

Joggen/Walken

Fürs Joggen sollten die Gelenke und Füße gesund sein. Bei starkem Übergewicht, Gelenk- oder Fußproblemen sind Walking oder Nordic Walking besser geeignet. Passt gerade bei der Indoor-Variante im Studio zu disziplinierten Einzelgängern. Wer nicht gern allein läuft, ist (so bei Ihnen im Angebot) in entsprechenden Lauf- oder Nordic Walking-Gruppen gut aufgehoben. Trainiert werden Ausdauer, Bein-, Rumpf- und Gesäßmuskulatur. Beim Nordic Walking bzw. Crosstrainer entlasten die Stöcke Knie- und Hüftgelenke und trainieren die Oberkörpermuskeln.

Radfahren

Weil beim Radeln das meiste Gewicht auf dem Sattel lastet, eignet es sich auch für Übergewichtige und bei Gelenkproblemen. Trainiert werden vor allem die Ausdauer und die Beinmuskeln. Achtung: Spinning-Kurse sind nicht geeignet für Menschen mit Herz- und Kreislaufproblemen. Ansonsten sollte bei Anfängern darauf geachtet werden, dass sie den richtigen Kurs wählen und sich besonders anfangs nicht überfordern und überanstrengen. Empfohlen wird, mit Newbies vor dem Besuch des ersten Kurses eine Viertelstunde früher den Kursraum aufzusuchen, damit ein Instruktor ihnen das Spinning-Rad in Ruhe erklären kann.

Krafttraining

Krafttraining ergänzt den Ausdauersport. Sanftes Krafttraining sollte in jedem Alter und  in jeder „Gewichtsklasse“ möglich sein. Zudem helfen spezielle Übungen bei Gelenk- oder Rückenproblemen. Bei der Zusammenstellung des Trainingsplans sind ein paar Restriktionen zu beachten: Menschen mit Diabetes sollten, bevor es an Hanteln und Maschinen geht, mit ihrem Arzt gesprochen haben – nur so lässt sich vermeiden, dass keine Überforderung stattfindet, etwa in Form von kurzfristigen Blutdruckspitzen, die den Gefäßen schaden können; dies ist z. B. problematisch, wenn infolge des Diabetes eine Netzhautschädigung in den Augen besteht.

Schwimmen

Wenn Ihr Studio über einen Pool verfügt: Schwimmen eignet sich natürlich auch bei Diabetes-Begleiterscheinungen wie Übergewicht und Gelenkbeschwerden. Bei Problemen mit der Wirbelsäule ist Rückenschwimmen die ideale Technik. Trainiert werden Ausdauer und Muskeln im gesamten Körper, vor allem Arm- und Schultermuskulatur. Entlastet werden Wirbelsäule und Gelenke. Beim Brustschwimmen ist darauf zu achten, dass der Kopf nicht aus dem Wasser reckt. Das belastet die Halswirbel.



Quelle: shape UP

Veröffentlicht am: 16. Mai 2017

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