Training unter freiem Himmel

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Outdoor bleibt im Fokus

Durch Corona hat sich das Training an der frischen Luft zum Dauerbrenner entwickelt. Fitnessanlagen verlagern nicht nur Kurse nach draußen. Studios wie das „Equinox“ in New York, das „Third Space“ in London oder die „Aspria“-Clubs haben outdoor unkonventionell und pragmatisch Trainingsbereiche aufgebaut. Lohnt sich diese Investition und wird dieser Trend dauerhaft anhalten?


Das Training an der frischen Luft hat seit Beginn der Coronapandemie einen ganz neuen Stellenwert bekommen. Waren es vorher nur Personal Trainer oder kleine Boutique- Studios, die in Parks ihre Kunden betreuten, haben jetzt auch Betreiber großer Fitnessanlagen – aus der Not geboren – das Training nach draußen verlagert. Selbst Fitnessstudios im regnerischen Hamburg wie die „Kaifu Lodge“ und das „David Lloyd Meridian Spa & Fitness“ haben Outdoor-Kurse mittlerweile fest im Programm. Denn die Kundschaft ist besorgt, will sich nicht anstecken und meidet große Anlagen, in denen viele Menschen zusammenkommen.


Cycling an der Tower Bridge

Besonders in den USA und England, wo die finanziellen Hilfen für Fitnessstudios und Trainer spärlicher fließen als in Deutschland, mussten die Betreiber notgedrungen Lösungen finden, um Einnahmen zu erzielen und ihre Mitglieder zu halten. Dort gingen sie einen Schritt weiter und eröffneten eigene Outdoor-Trainingsbereiche.

Das „Third Space“ in London hat außerhalb seiner Studios in Carary Warf Ende März 2021 und an der Tower Bridge Anfang April 2021 Trainingsbereiche unter Zelten aufgebaut inklusive strapazierfähigem Gummiboden und einem Surround-Sound-System. In den separaten Cycling- und Yogazelten kommt die Musik über Kopfhörer. Die Trainingsbereiche sind mit Concept-2-Rudergeräten, Watt-Bikes, Assault-Bikes, Hanteln und den eigenen Studio-Bikes ausgestattet. Online können 45-minütige Slots über die Buchungsplattform „Eventbrite“ gebucht werden. Der Premiumanbieter Equinox aus New York hat gleich zwei große Outdoor-Fitnessclubs eröffnet, einen in New York und einen in Los Angeles.


Premiumclubs rüsten outdoor auf

Das erste Gym unter freiem Himmel eröffnete Equinox in Los Angeles; dort ist das Wetter das ganze Jahr über schön. Da ist es viel einfacher, die Entscheidung zu treffen, einen ganzen Fitnessclub mit teuren Geräten an die frische Luft zu befördern. In London, wo das „Third Space“ Londons Brücken als Dach nutzt, ist das schon sehr viel schwieriger, denn das Wetter ist dort ein unkalkulierbarer Störfaktor, der noch dazu das Equipment ruinieren kann – und dennoch funktioniert es auch dort. In Los Angeles startete der Outdoor-Club „Equinox+ In The Wild“ bereits im September 2020 – mit Erfolg. Der Club erstreckt sich auf einer Dachterrasse über eine Fläche von über 27 000 m2. Für den Fall, dass es doch mal regnen sollte, wurden die Bereiche mit den empfindlichen Kraft- und Ausdauergeräten überdacht. Überall wurden gewalzte Gummiböden verlegt und auch hier sorgt ein Surround- Sound-System dafür, dass der Sound draußen stimmt.

Anfang Oktober 2020 eröffnete Equinox sein zweites Outdoor-Fitnessstudio in den Hudson Yards in New York City. Es steht, verborgen hinter schwarzen Stellwänden, an der Ecke 30th Street und 10th Avenue. Der Club umfasst sage und schreibe 15 000 m2. Um dem Wetter zu trotzen, wurden die Laufbänder, Ellipsentrainer, Ruderund Kraftgeräte mit einem Zelt überdacht und Wärmelampen aufgestellt. „Als wir mit dem Outdoor-Club in Hudson Yards anfingen, war es buchstäblich ein Erdhügel“, sagt Nadia Biski, bei Equinox zuständig für Architektur und Design, über das Gelände. „Wir mussten alles heranschaffen – Wasser, Strom, hochwertige Toilettenwagen.“ Es sei kein kurzfristiges Unterfangen geplant gewesen, sondern etwas, das dauerhaft Bestand haben sollte.


Outdoor Functional Training


Sicherheitspersonal prüft das Tragen von Masken

Dem Unternehmen ging es darum, sich auch langfristig auf pandemiebedingte Einschränkungen einzustellen. Der Name „Equinox+ In the Wild“ bezieht sich laut Biski auf das Training unter widrigen Wetterbedingungen. Trotzdem habe man versucht, auch dem Outdoor-Bereich einen Hauch von Luxus zu verleihen. Biski verweist auf große Schiffscontainer, die sowohl als Umkleideräume als auch als Klettertrainingsbereich dienen. Zudem gibt es einen Food Truck und beim Training blickt man auf das Empire State Building. Um dort zu trainieren, muss vorab ein 45-minütiges Zeitfenster über eine App gebucht werden. Vor dem Training wird die Temperatur gemessen. Ein Sicherheitsbeauftragter sorgt dafür, dass die Hygieneregeln eingehalten werden, denn es herrscht Maskenpflicht. Darüber hinaus sind immer zwei Mitarbeiter vor Ort, die jedes Gerät mit Desinfektionsmittel reinigen, nachdem es benutzt wurde.


Regelkonformität und Zeitpunkt sind entscheidend

In Deutschland hat zuerst ein Discounter versucht, sich unter freiem Himmel zu etablieren. Allerdings war das Ganze aufgrund des falschen Zeitpunkts ein PR-Desaster. Die Kette „McFit“ hatte Mitte Februar 2021 zehn Outdoor-Clubs in mehreren Städten eröffnet – trotz hoher Inzidenzen und obwohl der Lockdown verlängert worden war. Der Konzern vertrat die Ansicht, dass es sich bei Outdoor-Training um Individualsport handele und nicht um den zu dem Zeitpunkt untersagten Gruppensport. Es hagelte Kritik. Die unter Zeltdächern auf Parkplätzen provisorisch aufgebauten und mit Dixi-Toiletten ausgestatteten Studios wurden bis auf eine Outdoor- Anlage in Rostock von den Ordnungsämtern kurzerhand wieder geschlossen. Neben dem richtigen Zeitpunkt zur Eröffnung ist es also wichtig, dass alle geltenden Maßnahmen zur Vermeidung von Ansteckungen ergriffen werden und Mitglieder keinem unnötigen Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Professionell gestaltete Trainingsmöglichkeiten draußen und hohe Hygienestandards mit Kontrollen scheinen sich eher zu bewähren.


Auch deutsche Clubs investieren ins Outdoor-Training

Die Pfitzenmeier Unternehmensgruppe in Schwetzingen hat mit ihrem „Power Garden“ das Training an der frischen Luft ermöglicht. Zwei Laufbahnen, ein Training Tower und ein abschließbarer Container mit Equipment bieten unterschiedliche Trainingsmöglichkeiten im Freien. Der Training Tower ist das Herz des „Power Garden“. Von Battle Ropes über TRX-Bänder und eine Sprossenwand bis zu Stangen für Liegestütze in sämtlichen Höhen und Neigungspositionen bietet der Tower verschiedene Optionen zum Functional Training. Zusätzlich gibt es Plyoboxen. Der knallblaue gummierte Boden ragt in einen künstlich angelegten See. Überdacht ist die Fläche nicht. Das Training ist für Freiluftfans konzipiert und das Konzept auch hier auf Dauer angelegt.

Die Fitnessanlagen der Aspria Holding haben gegenüber anderen Betreibern in der Pandemie einen entscheidenden Vorteil: viel Platz im Freien. Die ohnehin großzügigen Flächen in Belgien, Italien und Deutschland wurden optimiert, um Mitgliedern outdoor mehr Trainingsmöglichkeiten zu bieten. Alle vorhandenen Rasenflächen, Hockey- oder Beach-Volleyball-Felder, Terrassen und Balkone wurden genutzt, um so viele Angebote wie möglich nach draußen zu verlagern. Laut Anja Meyer-Siemers, Wellbeing Managerin im „Aspria Alstertal Hamburg“, wurde der Balkon für Functional Training, Mobility, Kleingruppentraining und Personal Training genutzt. „Zudem haben wir dort Trainings-Equipment und Spinning-Räder platziert, damit die Mitglieder den Bereich auch für individuelles Training nutzen konnten“, so Meyer-Siemers. „Unseren Saunagarten haben wir im Sommer für Kurse genutzt, unser Beach-Volleyball-Feld haben wir nicht nur für Beach-Volleyball- Kurse, sondern auch für Functional Training und HIIT-Kurse genutzt.“ Die wichtigste Investition sei die in eine Buchungs-App gewesen, um die Teilnehmerzahlen zu limitieren. „Zudem haben wir eine neue Musikanlage für den Outdoor-Bereich gekauft.“


Bis zu 75 Prozent der Mitglieder trainierten draußen

Im „Aspria“ in Hamburg-Uhlenhorst fanden sämtliche Kurse draußen auf dem Hockeyfeld statt. Cycling und Yoga gab es auf der Dachterrasse. „Unser Functional Trainingsturm wurde zum beliebtesten Trainingsgerät“, sagt Geraldine Seibel-Lübbcke, Generalmanagerin des „Aspria Uhlenhorst“. SeibelSeibel- Lübbcke geht davon aus, dass das Outdoor-Training auch zukünftig Bestand haben wird. Thomas Strohmeyer ist Geschäftsführer des „Aspria Hannover“ am Maschsee. Laut Strohmeyer wurde das Outdoor-Angebot durch Corona optimiert. Lag das Trainingsangebot an der frischen Luft vorher bei 25 Prozent und indoor bei 75 Prozent, habe sich das Verhältnis während der Coronapandemie im Sommer mit 75 Prozent outdoor und 25 Prozent indoor umgekehrt. „Wir haben eine Arena auf die große Wiese vor dem Strand installiert, die nicht nur das Abstandhalten unterstützt hat, sondern auch richtig toll aussah und toll angenommen wurde“, sagt der Geschäftsführer.

„Nach Corona werden wir sicher weiterhin viele Outdoor-Angebote gut besetzen können. Die Nachfrage ist groß und die Mitglieder haben Gefallen daran gefunden, Kurse an der frischen Luft zu machen“, sagt Strohmeyer. Auch in Hannover wurde ein Bereich für Functional Training vor dem Club eingerichtet, der zeitweise auch für Yoga- und Pilateskurse genutzt werden konnte. „Wir haben in outdoorfähiges Equipment – insbesondere Cycling-Räder – investiert. Die Räder konnten draußen bleiben. Ein Regenunterstand reicht aus, die Luftfeuchtigkeit schadet den Geräten nicht. Wir haben das Glück, dass wir den Raum haben, um zusätzliche Flächen zu bespielen und auch in entsprechendes Equipment und entsprechende Infrastruktur zu investieren. Umbauten oder zusätzliche Raumerschließung waren bei uns nicht nötig. Insofern ist das bei uns sicher keine Pandemieerscheinung, sondern eine deutliche Stärkung einer der wichtigen Säulen unseres Konzeptes.“


Hersteller ziehen nach

Mussten die Betreiber bisher selbst aktiv nach Lösungen suchen, um für draußen geeignetes Equipment zu finden, so gibt es mittlerweile Hersteller wie u. a. DHZ Fitness und Dr. WOLFF, die bereits professionelle Geräte für den Aufbau von Outdoor-Gyms im Programm haben. Konzepte wie der „Outdoor Campus“ von Dr. WOLFF oder das „OutdoorGym“ von DHZ Fitness bieten neue Möglichkeiten, um draußen Trainingsalternativen zu bieten. Das „Get Fit“ in Höchst hat beispielsweise den „Outdoor Campus“ von Dr. WOLFF auf seiner Außenterrasse aufgebaut und überdacht.

Zurzeit kann niemand genau sagen, ob die Situation für Fitnessanlagen nach einer Impf- und Boosterkampagne in diesem Jahr sehr viel besser wird, ob mit der Virusvariante Omikron vielleicht eine endemische Lage eintritt und sich die Lage dadurch leicht entspannt oder eine ganz neue Virusmutation der Branche erneut einen Herbst und Winter mit Einschränkungen beschert. Wer dafür gewappnet ist, hat sicher bessere Möglichkeiten, seine Stammmitglieder zu halten. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass ein gutes Konzept langfristig ausgelegt sein sollte, damit es sich amortisiert. Dabei muss es Hygieneanforderungen genauso gerecht werden wie den Trainingserfordernissen, einen guten Sound ermöglichen und die Zielgruppe auch langfristig ansprechen.


Quelle: Bodylife

Bildquelle: didesign / Adobe Stock

Veröffentlicht am: 16. März 2022

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