Spielt Doping in deutschen Fitnessstudios eine Rolle?

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Tabuthema: Doping

Dass Doping im Leistungssport wohl „zum Alltag“ gehört und es hier auch zukünftig zu weiteren zahlreichen Vergehen kommen dürfte, darüber herrscht vermutlich weithin Einigkeit. Doch wie ist es um den Amateur- bzw. Freizeit- und Breitensport bestellt? Immer mehr Medien wie ZEIT, Stern-TV oder das Schweizer Magazin Beobachter berichten darüber. Natürlich: Es geht um eine kleine Minderheit. Aber sie wächst! Offen reden will über dieses Tabuthema jedoch keiner wirklich gerne. Wir eigentlich auch nicht. Aber wir denken, es ist besser für alle, wenn wir es trotzdem tun. Unserer aktuellen Stichprobenumfrage zufolge denkt unsere Branche das übrigens auch …

Am 13. November 2015 verabschiedete der Deutsche Bundestag mit Stimmen der Union und der SPD das neue Anti-Doping-Gesetz (siehe Download Seite 27). Es soll zu „einer neuen Qualität der Dopingbekämpfung führen“, erklärt Dagmar Freitag (MdB), Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestags, im Interview gegenüber body LIFE (siehe Seite 30). Auf Freizeit- und Amateursportler seien diese Verbote (Selbstdoping, bloßer Besitz/uneingeschräkt) nicht anzuwenden; für sie gelte jedoch die aus dem Arzneimittelgesetz stammende und „nun in das Anti-Doping-Gesetz überführte Regelung weiter, nach der der Besitz nicht geringer Mengen von Dopingsubstanzen strafbar ist“, so Dagmar Freitag im Interview weiter.

Doping FitnessstudioEbenfalls am 13. November hatte die International Association of Athletics Federations (IAAF) den russischen Leichtathletik-Verband (ARAF) wegen jahrelangen systematischen und flächendeckenden Dopings bis auf Weiteres ausgeschlossen. Man sei sich einig, dass „das gesamte System nicht nur in Russland, sondern weltweit versagt“ habe, erklärte IAAF-Präsident Sebastian Coe in der ZEIT(2). In den Kampf gegen Doping scheint also tatsächlich Bewegung zu kommen. 

Doch: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Leistungs- und Breitensport? Zumindest große Parallelen, wie dem Artikel „Der falsche Triumph“ in ZEIT ONLINE (siehe Link-Tipps Seite 28) zu entnehmen ist. In dem aufwendig recherchierten Bericht hat das Autorenteam mit zahlreichen Freizeitsportlern wie beispielsweise Radfahrern, Fußballern und auch Kraftsportlern gesprochen. Die ZEIT fasst zusammen: „Viele von ihnen waren auch Freizeitdoper. Außerdem haben wir uns mit Medikamentendealern, Sportärzten, Staatsanwälten, Zollbeamten und Physiotherapeuten getroffen. Setzt man das Bild zusammen, entsteht das Bild einer leistungssüchtigen Gesellschaft.“

Aus den von der ZEIT gesammelten Statements und Bekenntnissen wird deutlich: Da unsere Gesellschaft Doping immer seltener offen und konsequent ablehnt, fällt den Hobbysportlern der Einstieg in den zum Teil lebensgefährlichen (Selbst-)Betrug immer leichter. Teilweise entsteht sogar gesellschaftlicher Druck auf die, die nicht mitmachen – ein passionierter Radsportler gesteht in ZEIT ONLINE: „Ich wurde sogar zunehmend beäugt, weil ich sauber war. Geradezu so, als ob ich dopen müsste, um dazuzugehören.“ Später gab er dem Druck und der Versuchung offenbar nach, dopte unter anderem mit dem Anabolikum Bodenon.
Dagmar Freitag zur Zielgruppe des neuen Anti-Doping-Gesetzes: „Das Gesetz zielt zunächst auf die Bekämpfung des Dopings im Leistungssport.“ Doch mit der zeitlichen Einschränkung „zunächst“ signalisiert die Politikerin: Die Ziele der weiteren politischen Entwicklung dieses Themas sind noch völlig offen …

Doping im Freizeitsport nimmt zu

Höchstleistung und Erfolg sind Faktoren, die nicht mehr ausschließlich im Beruf von Bedeutung sind. Immer mehr Amateur- bzw. Freizeitsportler streben nach Bestätigung durch Höchstleistungen. Indiz dafür sind unter anderem die seit Jahren steigenden Teilnehmerzahlen bei Marathons, Triathlons und ähnlichen Wettbewerben. Neben dem großen Leistungsvermögen streben zudem viele Trainierende einen auch optisch „perfekt“ definierten Körper an.
 
Quelle: Body LIFE

Bildquelle: shutterstock

Veröffentlicht am: 28. Januar 2016

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