Neue Wege gehen: Positionierung als Gesundheitsanbieter

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Wer sich vom reinen Fitnessstudiobetreiber zum Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen weiterentwickeln will, sollte unterschiedliche Entwicklungsschritte durchlaufen, um Präventionskurse, BGM oder ZPP-Zulassungen erfolgreich einzuführen und die Strategie des Fitnessstudios neu auszurichten. Stephan Müller vom GluckerKolleg und der Physiotherapeut Jürgen Pagel vom Bundesverband Personal Training e. V. geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Schritte auf dem Weg zum Gesundheitsanbieter.


Ein Fitnessstudio kann sich zum Gesundheitsanbieter entwickeln, indem es sein Leistungsspektrum erweitert und gezielte Maßnahmen im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) und der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) anbietet. Dazu gehört auch, sich um ZPP-Zulassungen und Präventionskurse im Rahmen des § 20 SGB V zu kümmern. Um sich als Betreiber eines Fitnessstudios auch erfolgreich als Gesundheitsanbieter zu positionieren, sind vorab einige wichtige Punkte zu beachten. Es sollte z. B. eine Analyse der Zielgruppe erfolgen, das Leistungsspektrums muss erweitert werden, das Personal muss entsprechend ausgebildet sein und natürlich sind Zertifizierungsprozesse nötig. Auch die Kommunikation der neuen Ausrichtung und der erweiterten Dienstleistung ist zu planen.


Analyse der Zielgruppe und Erweiterung des Angebots

Das Fitnessstudio sollte die Bedürfnisse und Anforderungen seiner Zielgruppe im Bereich Gesundheit und Wohlbefinden identifizieren. Dies kann durch Umfragen, Interviews oder Gespräche mit Mitgliedern und potenziellen Kunden erfolgen. Erst wenn man nach diesen Umfragen und Gesprächen zu dem Ergebnis kommt, dass eine gesundheitliche Ausrichtung wirklich gefragt ist, macht es tatsächlich Sinn, in diese Richtung zu investieren.

Basierend auf den Erkenntnissen der Zielgruppenanalyse kann das Fitnessstudio das Angebot dann erweitern und ganz gezielt auf ermittelte gesundheitsbezogene Bedürfnisse eingehen. Dies können z. B. Maßnahmen sein wie die Einführung von Kursen zum Thema „Stressmanagement“, zur Verbesserung der mentalen Gesundheit, zur Ernährungsberatung oder zur Prävention von Rückenschmerzen. Sollten große Firmen vor Ort ansässig sein, sollte geklärt werden, ob eine Nachfrage nach Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung besteht.


Qualifikation des Personals und Zertifizierung

Wer sein Studio gesundheitsorientiert ausrichten will, sollte sicherstellen, dass das Personal die notwendigen Qualifikationen und Kompetenzen im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements besitzt. Dies kann durch Schulungen, Fortbildungen oder die Einstellung von Fachkräften wie Sportwissenschaftlern, Physiotherapeuten oder Ernährungsberatern erreicht werden. Ohne gut ausgebildete Fachkräfte kann eine medizinisch orientierte Neuausrichtung kaum gelingen, denn selbst Kursleiter müssen einen staatlich anerkannten Studien- oder Berufsabschluss haben und sollten sich bei der Zentralen Prüfstelle Prävention (ZPP) registrieren lassen, um Präventionskurse anzubieten, die nach § 20 SGB V von Krankenkassen bezuschusst werden.

Die ZPP ist eine Einrichtung, die für alle Krankenkassen zentral die Kriterien für einen Präventionskurs und die Qualifikation von Kursleitern überprüft und zertifiziert. Um mit gesetzlichen Krankenkassen zusammenzuarbeiten und deren Unterstützung zu erhalten, müssen die angebotenen Maßnahmen wie Präventionskurse, MTT (Medizinische Trainingstherapie) oder Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements die Anforderungen der ZPP erfüllen und zertifiziert werden. Dies gewährleistet, dass die Qualität der Angebote den Standards entspricht, und erleichtert die Zusammenarbeit mit Krankenund Rentenversicherungsträgern sowie Unternehmen.


Kommunikation und Vermarktung der neuen Angebote

In einem nächsten Schritt müssen die neuen gesundheitsorientierten Dienstleistungen an alle Mitglieder, potenziellen Kunden und Unternehmen in der näheren Umgebung kommuniziert werden. Die Vorteile und positiven Auswirkungen auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Trainierenden sollten dabei deutlich herausgestellt werden. Vielleicht gibt es Mitglieder, die in einem Unternehmen in der Umgebung arbeiten oder dort sogar in einer Führungsposition sind. Es lohnt sich, diese direkt anzusprechen, denn Mitglieder sind eher bereit, den Club, in dem sie trainieren, auch zu unterstützen.




Der Veränderungsprozess braucht Zeit

Es ist wichtig zu beachten, dass dieser Prozess Zeit, Investitionen und sehr viel Engagement erfordert. Es ist ratsam, Fachleute z. B. für Betriebliches Gesundheitsmanagement, die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Zertifizierungen hinzuzuziehen, um sicherzustellen, dass alle Anforderungen erfüllt werden. Wer seine Präventionskurse oder Kursleiter nicht durch die ZPP zertifizieren lassen möchte, kann dennoch erste Schritte unternehmen, um den Veränderungsprozess in Richtung Gesundheitsstudio langsam voranzubringen. So können sich z. B. auch ohne eine Zertifizierung Möglichkeiten ergeben, um sich als Fitnessstudio oder als Personal Trainer in Betrieben aktiv zu engagieren. Im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung können neue Kunden gewonnen werden, wenn Mitarbeiter im Anschluss eine Mitgliedschaft abschließen.


BGM ist auch ohne ZPP-Zertifikat möglich

Durch die Implementierung von Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements kann das Fitnessstudio zudem zusätzliche und regelmäßige Einnahmen generieren. Unternehmen sind bereit, für Gesundheitsangebote zu zahlen, die das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter steigern. Um solche Dienstleistungen anzubieten, ist es nicht zwingend erforderlich, sich zertifizieren zu lassen. Die steuerliche Begünstigung gemäß § 3 Nummer 34 EStG in Höhe von 600 Euro pro Mitarbeiter und Jahr steht Unternehmen auch dann zu, wenn sie Kurse oder Maßnahmen durchführen, die nicht durch die ZPP zertifiziert sind oder keine Unterstützung durch die gesetzlichen Krankenkassen erhalten. Gemäß § 20b SGB V genügt ein vom Arbeitgeber allein für dessen Beschäftigte erbrachter Präventionskurs den Anforderungen der §§ 20 und 20b SGB V, wenn er inhaltlich mit einem bereits zertifizierten und geprüften Kurskonzept eines Fachverbands oder einer anderen Organisation identisch ist. Der Kursleiter muss das verwendete zertifizierte Kurskonzept nur benennen und schriftlich bestätigen, dass der angebotene Präventionskurs entsprechend den vorgegebenen Stundenverlaufsplänen durchgeführt wird. Zudem muss der Kursleiter schriftlich versichern, dass seine Qualifikation den Kriterien des GKV-Spitzenverbandes zur Zertifizierung von Kursangeboten in der individuellen verhaltensbezogenen Prävention entspricht. Diese Erklärungen des Kursleiters dienen als Belege für die Lohnbuchhaltung. Jede Maßnahme eines Unternehmens, die ordnungsgemäß gegen Rechnung mit Hinweis auf § 20b SGB V erbracht wurde, kann als Betriebsausgabe geltend gemacht werden.


BGM: Angebote für Firmen

Um erfolgreich im BGM zu sein, ist es wichtig, dass der Betreiber einer Fitnessanlage seine Angebote genau auf das jeweilige Unternehmen zuschneidet. Eine gründliche Analyse der Bedürfnisse und Anforderungen des Unternehmens ermöglicht es, maßgeschneiderte Maßnahmen zu entwickeln und zu platzieren. Um sicherzugehen, welche Maßnahmen sinnvoll sind, können Mitarbeiter des Unternehmens befragt werden. Auch der Kontakt mit dem Betriebsrat kann helfen, ein für das jeweilige Unternehmen angepasstes Konzept zu entwickeln.

Beispiele für ein individuelles Gesundheitsmanagement könnten z. B. Impulsvorträge über Stressmanagement mit anschließenden Kursangeboten zur Stressbewältigung sein. Auch Vorträge über den Nutzen regelmäßiger Bewegung und Ausgleichsübungen im Rahmen des Bewegungsmanagements für Mitarbeiter in einer Verwaltungseinrichtung sind sinnvoll. Das Thema „Ernährung“ könnte in Zusammenarbeit mit der Betriebskantine eines größeren Unternehmens ebenfalls eine effektive Maßnahme sein. Betreiber von Fitnessanlagen, die noch zu wenig Erfahrung in diesem Bereich haben, sollten am besten einen Experten in diesem Bereich zu Rate ziehen.



Quelle und Bildquelle: Bodylife

Veröffentlicht am: 22. Juli 2023

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